Es handelt sich um den Baukasten "Vero Construc 600 - Lochstreifengerät" ("Construc" ist so korrekt - ohne "t" am Ende!), der den Aufbau einer Verkehrsampel mit Ampelsteuerung über den Lochstreifenleser und andere Modelle erlaubt.


Die Firma Vero wurde 1966 als "VEB Vereinigte Erzgebirgische Spielwarenwerke - VERO" gegründet und stellte in erster Linie Holzspielzeug und Holzbaukästen her. Die Baukastenreihe Vero Construc wurde ab 1972 produziert und bestand aus 6 Baukästen (100 - 600) und diversen Zusatz-/Ergänzungskästen. Zu Beginn bestanden wohl noch alle Bauteile (Würfel mit Schraubgewinden, Lochplatten, Lochleisten, Schrauben usw.) aus Holz. Mit der Zeit kamen aber immer mehr Bauteile aus Kunststoff dazu bzw. wurden bisher aus Holz gefertigte Bauteile nun aus Kunststoff gefertigt. Zuletzt waren wohl alle Bauteile - bis auf die Lochleisten - aus Kunststoff gefertigt.
Nach diversen Umbenennungen in der DDR Zeit existierte die Firma von 1990 bis 1993 zuletzt als "Sonni Holzspielwaren VERO GmbH
Olbernhau, Blumenau" um dann wie alle anderen abgewicklet zu werden.
Der erste Eindruck der Baukästen ist der, daß die Baukästen für Kleinkinder ab ca. 3 Jahren gefertigt wurden. Die Größe der Würfel, Schrauben, Muttern etc. lassen überhaupt keinen anderen Schluß zu, da sie für kleine, noch unkoordinierte Kinderhände bestens handhabbar sind. Man hatte wohl kein richtiges Konzept für die Baukästen, als man später noch Kästen mit Beleuchtung, Elektromotor oder den hier vorgestellten Lochstreifenleser in die Reihe aufgenommen hat. Der hier vorgestellte Kasten 600 für den Aufbau einer Ampel mit Lochstreifengerät beinhaltet für den Ampelaufbau z.B. immer noch die riesigen Würfel und Schrauben.
Hier eine Übersicht aller angebotenen Kästen der Vero Construc Reihe:

Was mich an diesem Baukasten reizte ist natürlich das Lochstreifenlesegerät. Es wird manuell über einen Drehknopf bedient, der über ein Zahnrad, das in die Transportspur des Lochstreifens greift, den Lochstreifen von Lochreihe zu Lochreihe weiterbewegt. Insgesamt ist der Lochstreifen für 3 Lochspuren gedacht, die über Kontakte ausgelesen werden. Die Lochspuren werden mit einem Griffel selbst beliebig gestanzt, so daß nicht nur die Ampelsteuerung, sondern beliebige Steuerungen programmiert werden können.
Die folgenden Bilder zeigen den äußeren und den inneren Aufbau der Lesegeräts:

Der gelochte Lochstreifen wird über die Kontakte zu den Ausgängen 1, 2 und 3 gelegt, wobei das Zahnrad (rot zwischen den Kontakten) in die Transportspur der Lochstreifens greift.

Über den aufgelegten Lochstreifen wird die Kunststoffabdeckung mit drei Kontaktfedern befestigt. Diese drei Kontaktfedern sind über den seitlich an der Abdeckung angebrachten Kontakt mit dem seitlichen Kontakt des Lochstreifengeräts verbunden, der die Kontaktfedern an den Pluspol der Stromversorgung (Batterie im Gerät oder Netzgerät verbunden über die Anschlüsse + und - des Geräts) geführt.
Wenn ein Loch im Lochstreifen auf Spur 1, 2 bzw. 3 vorhanden ist oder nicht, wird die positive Spannung über die jeweilige Kontaktfeder über den Kontakt unter den Löchern an die Ausgänge 1, 2 bzw. 3 weitergeleitet.
Jeder Ausgang 1, 2 bzw. 3 ist übrigens doppelt vorhanden, so daß auch mehrere andere Geräte an das Gerät angeschlossen werden können.
Der Minuspol ist über die drei mit "m" gekennzeichneten Buchsen verfügbar.
Die drei Löcher links auf dem Gerät dienen zum Stanzen der Löcher in den Lochstreifen.
Das folgende Bild zeigt die innere Verdrahtung des Geräts, in das eine 4,5 Volt Flachbatterie eingelegt werden kann.

In meinem eigenen Aufbau habe ich den Pluspol von drei 1, 5 Volt Batterien an den Pluspol des Geräts gelegt und den Minuspol direkt an die Ampel gelegt, wo dieser von einem Glühbirnchen zum anderen durchgeschleift wurde. Jede Birchenfassung enthält zwei Kontakte für den Pluspol und zwei Kontakte für den Minuspol, so daß solche Verschleifungen einfach möglich sind.
Im ersten Test, der nur zeigen sollte, daß endlich alle Kontakte sauber verbunden waren, habe ich keinen Lochstreifen eingelegt, so daß alle drei Kontaktfedern auf den jeweiligen Kontakten, über denen normalerweise der Lochstreifen liegt, auflagen und an allen drei + Ausgängen Spannung anlag, die alle drei Ampelfarben zum Leuchten brachten.

Für die korrekte Steuerung der Ampelphasen ist der Lochstreifen wie in dem folgenden Handbuchauszug zu lochen.


Bitte nicht wundern: Die programmierten Ampelphasen entsprechen nicht den im ehemailgen Westdeutschland oder den heute allgemein in Deutschland gültigen Ampelphasen! Es sind natürlich die in der DDR gültigen Ampelphasen, die zuletzt sogar noch bis 2004 in Dresden galten (Info: Wikipedia - Ampel/Standard-Ampelanlage).
Die beiden folgenden Seiten aus dem Handbuch zeigen die Einleitung zum Baukasten und eine Erläuterung zum Lochstreifen, nochmals mit einer Skizze der Stromführung im Gerät:


Wenn ich irgendwann endlich meine historischen Computer Experimentierkäösten angehe (z.B. den Kosmos CP1), so plane ich, das Lochstreifenlesegerät einmal mit den Eingängen des Computers zu verbinden (der Kosmos CP1 ist wegen seiner lesbaren 5 Volt Eingänge besonders gut geeignet) und z.B. ein ganzes Programm über Lochstreifen einzulesen. Sage jetzt keiner, dazu würden 3 Lochreihen (mit kodierbareb Zeichen von 0 bis 7) nicht ausreichen - da kennt der Informatiker einige Tricks, wie das zu realisieren ist. Außerdem kann man ja auch versuchen, einen kleinen Motor an das Lochstreifengerät zu bauen.
Die Baukästen Vero Construc werden ausführlich vorgestellt auf der Sammlerwebsite für Metall- / Holz- und Konstoffbaukästen baukastensammler.de. Leider kann hier kein direkter Link auf die entsprechenden Seiten angegeben werden, da die gesamte Site frambasiert ist. Ich kann nur kurz den Weg über das Menü beschreiben: Zunächst oben auf der Seite Menüpunkt "Sammlung" wählen. Dann auf der linken Seite "Holzbaukästen / Baukästen / Vero Olbernhau". Es erscheinen dann links alle von Vero produzierten Baukästen, u.a. die verschiedenen Kästen der Vero Constru Reihe.
Möchte man sich über die verschiedenen Hersteller und deren Geschichte informieren, so geht man ähnlich vor, indem man oben auf der Seite den Menüpunkt "Hersteller" wählt und dann ähnlich wie oben beschrieben weiter auf der linken Seite auswählt.
Wer noch weiteres aus dem Handbuch zum Vero Construc sehen möchte (z.B. andere Modellaufbauten): bitte Bescheid sagen.
Gruß Frank