Hallo zusammen,
ich habe mir vor einiger Zeit mehrere dieser Kästen mit Druckknopftechnik angeschafft, weil mich das Handling interessiert hat. Deutsche und ausländische Kästen, alles dabei (in Dtl. hat/hatte übrigens auch eitech einen derartigen im Angebot...).
Vom Inhalt her unterscheiden sich die meisten dieser GRUND-Kästen nur wenig. Mal 2 Widerstände mehr, mal 2 Verbindungen mehr, mal ein Magnet in Hufeisenform, mal in Stabform... Es gibt größere Kästen, da ist dann auch mehr drin. Aber auch die 7-Segment-Anzeige des "größten" diese Kästen habe ich inzwischen schon in einem der Grundkästen aus China gefunden (was dafür weggelassen wurde hat sich mir bei dem Bild nicht auf den ersten Blick erschlossen).
Manche der Kästen haben Glasfeinsicherungen an den Batteriehalterungen, manche nicht. Das dürfte auch schon der gößte qualitative Unterschied sein - der Rest ist immer gleich designed und auch gleich verarbeitet.
(Ach ja, die europäischen Kästen verwenden eher dunkle Farben und ein durchgängiges Farbsystem [Verbinder blau, Widerstände gelb, ...] während vor allem die amerikanischen und osteuropäischen in quietschbunt daherkommen [manchmal auch rosa - für Mädchen attraktiver?] und teilweise ohne jegliches System: Da sind zB im gleichen Kasten 3er-Verbinder auch mal rosa, mal blau...].)
Die Handbücher sind der größte Unterschied - hier trennt sich echt die Spreu vom Weizen. Einige sind (nach einer sehr knappen Einführung ins Lesen dieser Schaltpläne) blose Aneinanderreihungen von Schaltbilder, die nicht erklärt werden und einfach nachgebau werden sollen. Wenn's nicht funktioniert, steht der Nutzer im Regen. Andere erklären in klassischer Elektronikkastenmanier zumindest die Grundlagen. Natürlich wird jede Variante (V1: Schaltung mit Schalter, V2: Schaltung mit Taster, V3: Schaltung mit Photowiderstand, ...) als eigenes Experiment deklariert, dadurch steigt die Zahl, die vorne drauf stehen kann. (Wer derartiges Marketing nötig hat...)
Widersprüchlichstes Beispiel ist mMn dabei der große Skyfield-Kasten mit 2399 Experimenten. Das Handbuch besteht aus 2 Teilen - vergleichbar der Dicke der Handbücher der Busch-Kästen - wobei im ersten Handbuch (für den Grundkasten) alles schön erklärt und zumindest zu jeder Schaltung ein eigenes Schaltbild abgedruckt ist. Beim zweiten Teil wurde dann (bei der Übersetzung?) gespart: Viel mehr Text = weniger Bilder, aber weniger Erklärungen zu den Schaltungen, teilweise wird sogar auf Bilder aus früheren Versuchen verwiesen, nur um hier kein eigenes Bild abdrucken zu müssen, und die Unterschiede textuell erklärt, und (wenn ich mich jetzt richtig erinnere und das nicht der Kasten einer anderen Firma war - aber ich bin jetzt zu faul um nachzusehen) zur endgültigen Verwirrung des Lesers werden im zweiten Teil des Handbuches, also in dem Teil, der die mit den zusätzlichen Teilen des großen Kastens möglichen Experimente beschreibt, nur noch englische Schaltzeichen verwendet während im ersten Teil deutsche Zeichen Verwendung finden. Spätestens dieser zweite, "lieblos hingerotzte" Teil des Handbuches sollte einem anfänglich interessierten Kind alle Begeisterung für die Elektronik nehmen können...

Interessant auch, dass Handbücher *teilweise* für andere Märkte komplett überarbeitet werden. Ich glaube, es war u.a. Elenco: Die englischen/amerikanischen Handbücher enthielten viele Bilder und zusätzlich sogar Photos der aufgebauten Schaltungen, die deutschen Varianten hatten ein komplett anderes Design und enthielten wesentlich mehr Erklärungen.
Die Elenco-Handbücher kann man sich übrigens ganz legal im Internet von Elenco herunterladen - die Mentalität ist da einfach eine andere (eher "Service" als "Schutz geistigen Eigentums"). Ich habe neulich mal angefangen und mir circa 2GB gezogen

bin aber nicht damit fertig geworden und wollte hier eingentlich ein Archiv zur Verfügung stellen, wenn ich alles zusammen habe - damit sich nicht jeder selbst alles zusammensuchen muss. Dies nur als Tip, wenn Ihr Euch mal die Handbücher durchlesen wollte (aber wie gesagt, die deutschen, die man nicht im Netz herunterladen kann, sind teilweise komplett anders, Rückschlüsse sind also nur bedingt möglich).
Ich sehe die Kästen weder schwarz noch weiß, sondern grau. Die Druckknopftechnik finde ich für Kinder eines bestimmten Alters wirklich gut. Einfaches Handling, das weniger motorische Fähigkeiten erfordert als ein Breadboard, aufgrund dessen die Schaltungen auch schnell(er) aufgebaut sind. (Ich erinnere mich an meine eigene Kindheit: An einem der Radio-Empfänger aus dem Philips Elektronik-Erstkontakt hatte ich fast einen ganzen Tag lang gebaut, bis die Silberleitdrähte schön ordentlich aufgebaut waren wie auf dem Plan und alle Teile und Verbindungen zweimal kontrolliert waren. Und dann - nichts. Der Radio ging einfach nicht. Fehlersuche war nicht - zumindest nicht für einen Neunjährigen ohne tiefergehendere Elektronikkenntnisse und Messgeräte. Über _den_ verlorenen Tag habe ich mich damals echt geärgert.) Hilft auch, wenn man diese Kästen gebraucht erwirbt

Letzte Handbuchseite = komplizierteste Schaltung mit allen Teilen raussuchen, in 3 Minuten zusammenklicken - wenn's tut sind alle Teile in Ordnung

Nachteilig ist natürlich der Austausch/Neuerwerb defekter Teile: Entweder aufwändig und beschädigt evtl. den Plastikträger der Teile, oder teuer (falls überhaupt möglich). ICs sind (warum auch immer; ich glaube ja nicht, dass diese Module Schutzschaltungen gegen elektrostatische Zerstörung beinhalten; im Handbuch steht dazu nichts, und zerstören wollte ich ein funktionierendes Modul jetzt nicht unbedingt nur um nachzusehen) übrigens auch komplett in Plastik gekapselt - hier sieht der Lernende nicht, wie ein IC "wirklich aussieht".
Ich habe noch keine "Leerträger" gefunden um eigene Teile ergänzen zu können. Andererseits können Lernende, wenn Sie soweit fortgeschritten sind, dass sie den Kasten durchgearbeitet haben, auch problemlos auf ein Breadboard umsteigen -- einen Fernseher mit Analogröhre, um mal ein prominantes Beispiel zu nennen, wird wohl keiner mehr mit Druckknopfelektronik realisieren

VG
Martin